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Taschentuch

 

Im Schaufenster ist eine Wäscheleine gespannt, auf der neben den Brillen und anderen Kleintextilien auch ein Taschentuch hängt. Frau Becker kommt in den Laden und möchte sich mal die Damentaschentücher anschauen…

 

In aller gebotenen Höflichkeit weise ich sie darauf hin, dass hier Brillen verkauft werden.

 

Am folgenden Tag fragt sie wieder nach Taschentüchern, und ich biete ihr an, das Tüchlein aus dem Schaufenster doch einfach mitzunehmen. „Also ein bisschen mehr Auswahl möchte man dann doch schon haben!“

 

Am dritten Tag, das Taschentuch habe ich inzwischen von der Leine genommen, steht sie wieder im Geschäft und fragt ganz freundlich: „Letztens sah ich bei Ihnen entzückende Taschentücher, könnten Sie mir die bitte noch einmal zeigen?“ Ich vergesse alles, was ich in einem Kurs zum Umgang mit dementen Personen in einer Fortbildung gelernt habe und entgegne sehr bestimmt: „Ich habe keine TASCHENTÜCHER, nur Brillen!“ Als Frau Becker tatsächlich abzieht, denke ich, die Sache ist damit aus der Welt.

 

Aber am vierten Tag bringt sie mir ein fein mit Monogramm „B“ besticktes Taschentuch „Für Sie! Bei dieser Witterung hat man sich schnell einen Schnupfen geholt.“

 

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